Amman-o-man – der Jordanien-Reiseblog Teil 1

Amman-o-man – der Jordanien-Reiseblog Teil 1

Also ich muss ja ehrlicherweise zugeben: ohne Fred wäre ich nie auf die Idee gekommen, nach Jordanien zu reisen! Fred war schon öfter im Mittleren Osten (oder sagt man „Naher Osten“? Was gilt den noch als „nah“ und was ist bereits mittelfern?), genauer gesagt in Israel bzw. in den Palästinensergebieten und ist ein großer Fan dieser Region. Ich war ja eher skeptisch, nicht nur wegen der Sicherheitslage, sondern vor allem deshalb, weil ich als Fröschin ein gemäßigtes Klima bevorzuge und immer viel Wasser brauche. Aber ihm zuliebe ließ ich mich darauf ein und naja, was soll ich sagen: ich habe mich in dieses Land verliebt!

Amman Zitadelle
Amman Zitadelle
Und so ist es mir ein besonderes Anliegen, euch, meine geschätzten Leserinnen und Leser, an meinen Erfahrungen und Eindrücken teilhaben zu lassen. Ich möchte euch mit meiner Begeisterung anstecken und euch neugierig machen auf dieses wunderschöne Land, das euch als Besucher so dringend braucht. Jordanien hat mit den kriegerischen Auseinandersetzungen in den Nachbarländern nichts zu tun und dennoch bleiben die Touristen weg und Jordaniens Wirtschaft leidet sehr darunter, da es in dem kargen Land nicht viel Alternativen gibt, mit dem sich die Leute dort über Wasser halten können. Wobei „über Wasser halten“ in Jordanien eine denkbar unpassende Redewendung ist, denn es gibt dort kaum mehr Wasser. Ein weiteres großes Problem, aber dazu später an passender Stelle mehr.

Weil wir uns in Jordanien bis dato nicht auskannten, hielten wir es für eine gute Idee, uns einer Reisegruppe anzuschließen. Diese bestand aus 7 Menschen, 2 Fröschen (wir!), einem einheimischen Busfahrer und einem ebenfalls einheimischen Guide.

Der Reiseplan
Der Reiseplan
Eine professionelle Reiseagentur heckte den Plan aus und meine Menschin visualisierte ihn mit nebenstehender Skizze auf einem Whiteboard in ihrem Büro. Es stellte sich nämlich heraus, dass meine Menschin und Freds Mensch mit einem Mal auch nach Jordanien reisen wollten – was für ein Zufall! *augenroll* Angeblich wären sie sogar zuerst auf die Idee gekommen. Ja, nee, is klar! Sie können uns echt nix mal allein machen lassen! Als wenn wir kleine Kinder wären, auf die man aufpassen müsste! Naja, einen Vorteil hatte es: meine Menschin dokumentierte unsere Reise mit vielen schönen Fotos, so dass ich nun meinen Reisebericht damit garnieren kann.

Wie ihr aus dieser, doch recht groben Zeichnung entnehmen könnt, handelte es sich um eine Art Rundreise, jedoch ohne „rund“, weil wir ja nicht wieder zum Ausgangspunkt zurück sind. Na, ok, streng genommen dann ja doch, wenn man unseren Abflughafen als Ausgangspunkt annimmt. Na egal. Wir sind jedenfalls irgendwie immer unterwegs gewesen.

Im Bus
Im Bus
Nach einem fürchterlich unbequemen Flug (Fred und ich mussten die ganze Zeit im Rucksack bleiben – angeblich weil es für uns weder Reisepässe noch Flugtickets gab!), kamen wir spät in der Nacht in Amman an. Aber von wegen Urlaub und Ausschlafen! Am nächsten Morgen erwartete uns unser Guide Azmi um halb zehn abfahrbereit vor dem Hotel. Während wir unsere ersten staunenden Blicke aus dem Bus auf die Stadt Amman warfen, gab uns Azmi interessante Hintergrundinformationen zur Stadt.

Unterwegs in Amman
Unterwegs in Amman
Amman ist mit 1700 qm eine der flächenmäßig größten Städte und wurde einst wie Rom auf sieben Hügeln erbaut. Heute sind es ein paar Hügel mehr, weil sich die Stadt immer weiter ausgedehnt hat. Vor allem mit der Gründung Israels 1948 kamen viele palästinensische Flüchtlinge aus dem israelisch besetzten Westjordanland nach Jordanien. Und so leben heute etwas über 4 Mio Menschen in der jordanischen Hauptstadt Amman, die mit dem Flüchtlingsansturm sehr schnell und entsprechend unstrukturiert gewachsen ist. In Jordanien leben die meisten der ca. 7 Mio Einwohner zusammengeballt in den wenigen großen Städten wie Amman, Zarqa und Irbid, die so nah beieinander liegen, dass sie teilweise ineinander übergehen. Es gibt in Amman eine palästinensische Bevölkerungsmehrheit, die nach wie vor in 10 Flüchtlingslagern lebt. Das Zusammenleben untereinander ist sehr gut und Jordanien ist das einzige arabische Land, das den palästinensischen Flüchtlingen eine Staatsbürgerschaft gewährt hat.
Die Zahl der in Amman lebenden Frösche ist unbekannt.

Amman
Amman
Auf dem Zitadellenhügel bekommen wir einen Eindruck: Kalksandsteinhäuser so weit das Auge reicht! Der Kalkstein kommt übrigens aus Palästina, weil der Jordanische Kalkstein zu weich ist.  In der Ferne weht die Jordanische Flagge an einem riesigen Fahnenmast (über 120 Meter hoch) über der Stadt als weithin sichtbares Symbol der Autonomie. Überhaupt sieht man sehr häufig die Jordanische Flagge, oft gemeinsam mit der Flagge Palästinas.

Asraq Refugee Camp
Asraq Refugee Camp
Später fahren wir nach Asraq zu den Wüstenschlössern im östlichen Teil Jordaniens. Es ist ein seltsames Gefühl, auf einem Wegweiser am Straßenrand zu lesen, dass in 255 km der Iraq beginnt, 70 km südlich die Grenze zu Saudi Arabien verläuft und man nach 40 km in nördliche Richtung nach Syrien käme. Wir fahren noch ein Stück weiter in östliche Richtung, als am Horizont eine große weiße Fläche auftaucht. Blaue Schilder am Straßenrand verkünden: Asraq Refugee Camp, 7 km. Dann wird erkennbar, dass das Weiße nicht etwa Gewächshäuser, sondern Zelte sind, in denen die Menschen leben, die vor dem Krieg in Syrien fliehen mussten. Ein bedrückender Anblick. Es fällt auf, wie sauber und geordnet das Lager aussieht. Und es fällt auf, wie entspannt und selbstverständlich Jordanien schon seit Jahrzehnten mit den Flüchtlingswellen umgeht, die aus Palästina, dem Irak oder jetzt aus Syrien in das kleine und karge Land kommen.

Qasr al Asraq
Qasr al Asraq
In der Ferne taucht Asraq auf und davor schimmert ein großer See in der Sonne. Asraq war einst eine Oase inmitten der Steinwüste, die den kompletten östlichen Teil Jordaniens bedeckt. Die Wüstenschlösser, die es in und um Asraq gibt, wurden zu der Zeit, als noch die Beduinen mit ihren Karawanen durch die Wüste zogen, als Karawansereien, Festungen oder Lustschlösser benutzt.

Eingang zum Qasr al Asraq
Eingang zum Qasr al Asraq
Im Qasr al Asraq hatte einst T.E. Lawrence, bekannt als Lawrence von Arabien, sein Quartier. Ich bin sogar in seinem Zimmer gewesen und Fred hat so getan als sei er Lawrence. Er hat sich sogar eine Kafiya um den Kopf gewickelt und sah aus wie ein echter Araber! Leider habe ich davon kein Foto.

Kurz vor der Weiterfahrt fragte ich unseren Guide nach dem See, den wir vom Bus aus gesehen haben und ob wir da auch noch hinfahren. Azmi schaute mich fragend an und ich dachte, er hätte mich nicht verstanden; dachte, vielleicht kennt er das deutsche Wort „See“ nicht, wobei er wirklich ausgezeichnet Deutsch spricht! Als er dann noch sagte, dass es da keinen See gibt, war mir klar, er hat mich nicht verstanden. Sibylle, die den See auch gesehen hatte, half mir zu erklären. Aber Azmi schüttelte den Kopf, es gibt keinen See. Nicht mehr. Was wir gesehen haben, war eine Fatah Morgana. Nee, echt jetzt? Auf dem Rückweg verrenkten wir uns alle die Hälse beim Zurückschauen und sahen ihn erneut: da ist doch ein See vor Asraq! Ja, sagte Azmi, sieht aus wie ein See, ist aber eine optische Täuschung, verursacht durch die Lichtreflektion der Sonne auf der weiten Geröllebene. Ich hätte schwören können, dass da ein echter See ist!

Qasr Kharana
Qasr Kharana
Das dritte der von uns besuchten Wüstenschlösser war für mich der Prototyp schlechthin! Es war auch das Besterhaltendste. Es wurde früher als Karawanserei genutzt und ich sah quasi noch die Kamele durch den Innenhof traben.

Fred (links) und ich, erschöpft im Hotelbett
Fred (links) und ich, erschöpft im Hotelbett
Am Abend des ersten Tages fielen wir wie tot ins Bettchen. Ich habe noch mitbekommen wie Fred irgendwas von Füßen und Kamelen erzählte (ich glaube, er fragte sich, ob den alten Wüstenschiffen abends auch so sehr die Füße weh taten) und dass meine Menschin uns zugedeckt hat. Dann bin ich in einen tiefen Schlaf gesunken, aus dem mich allerdings die etwas zu laute Klimaanlage immer wieder rausgerissen hat. In den folgenden Nächten blieb sie dann aus, weshalb ich dann wegen der Hitze nicht schlafen konnte. Ich bin halt eine Fröschin aus gemäßigtem Klima.

Das waren zusammengefasst meine ersten Eindrücke von diesem spannenden, friedlichen Land inmitten von Kriegsgebieten. Sobald ich wieder etwas Zeit habe, gibt es den zweiten Teil meines Reise-Blogs über Jordanien!

مع السلامة
maʿa s-salamah!

Eure Frau Fred

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